Ein Obstbaujahr beginnt eigentlich direkt nach der Ernte des Vorjahres im Oktober, wenn der Baum allmählich seine Blätter verliert und in die sogenannte Ruhephase kommt. In den nun folgenden Wintermonaten werden alle Obstbäume geschnitten. Dabei ist es wichtig ein ausgeglichenes Verhältnisse zwischen vegetativen (Holz) und generativen (Knospen-Blüten-Früchte) Wachstum im Baum zu erhalten, d. h. altes abgetragenes Holz entfernen und junges Holz in den Baumaufbau mit einbinden. Außerdem werden die Bäume in ihrer Höhe begrenzt und so „ausgelichtet“, dass im nächsten Jahr ausreichend Sonnenlicht in den Baum strahlen kann.
Ab Mitte März etwa regen sich die Knospen allmählich und man merkt den Frühling kommen. Dadurch bekommt der Pflanzenschutz auch wieder eine größere Bedeutung, d. h. in Abhängigkeit von Temperatur und Feuchtigkeitsdauer sind Pflanzenschutzmaßnahmen gegen den Schorfpilz nötig.(siehe auch Stichwort: Integrierter Obstanbau)
Wichtig in dieser Zeit ist außerdem die Frostschutz-beregnung, denn Nachtfröste, die Anfang April durchaus bis – 8 ° C gehen, würden die kleinen Knospen, bzw. Blüten erfrieren lassen. Durch die Frostschutz-beregnung wird Wasser über die Obstanlagen gesprenkelt, dieses Wasser gefriert, wodurch Wärme freigesetzt wird, die die Blüten dann schützt. | ![]() |
In den Monaten Mai und Juni werden viele Pflegemaßnahmen an den Bäumen durchgeführt, zum Beispiel Anbinden der Bäume am Stützpfahl, Formieren des Seitenholzes oder auch das Ausdünnen, d. h. Auspflücken überzähliger Früchte, hauptsächlich beim Apfel. Diese sehr zeitaufwendige Arbeit ist sehr wichtig, da zu viele Früchte die Bäume zu sehr erschöpfen: im ersten Jahr sind die Äpfel aufgrund der hohen Anzahl zu klein und im darauf folgenden meist gar keine vorhanden, da der Baum im Vorjahr aufgrund der vielen Früchte keine Knospen für Folgjahr angelegt hat. Diese sogenannte Alternanz ist auch in vielen Hausgärten immer wieder zu beobachten.
![]() |
Ab Ende Juni beginnt dann unsere Kirschernte. Um allerdings
überhaupt Früchte ernten zu können, werden beim ersten
Rotwerden der Kirschen große Vogelschutznetze über entsprechende
Stellagen gezogen, da sonst die Stare und Möwen sich bei uns „durchfressen“.
Gepflückt wird ausschließlich mit der Hand, Erntemaschinen
würden das Obst so sehr beschädigen, das es nicht mehr als Tafelobst
geeignet wäre. Die Bäume haben etwa eine Höhe von 5 bis
6 Metern, so dass man Leitern benötigt. |
Mit Abschluss der Kirschernte beginnt schon langsam die Ernte der Pflaumen und Fühzwetschen, aber auch die ersten Sommeräpfel und –birnen werden geerntet. Außerdem muß die Apfelernte zum einen technisch vorbereitet werden, zum anderen aber auch die Bäume noch einen sogenannten Sommerschnitt erhalten. Bei diesem Belichtungsschnitt werden diesjährige Triebe entfernt, so dass das Sonnenlicht besser in den Baum einfallen kann, so dass die Früchte zum einen besser ausfärben, vor allem aber dass sie besser ausreifen und somit besser schmecken.
Ab Mitte September beginnt dann die Ernte des Lagerobstes. Die nur etwa 3 Meter hohen Bäume erleichtern die Ernte im Vergleich zu früher sehr. Außerdem wird auf unserem Betrieb mit einem Erntezugverfahren gepflückt, das für kurze Wege sorgt. Ein Schlepper fährt mit mehreren kleinen Wägelchen mit jeweils einer Erntegroßkiste durch die schmalen Gassen, so dass die Pflücker direkt vom Baum in die Großkiste hineinpflücken können. | ![]() |
![]() |
Die Erntezüge werden dann auf dem Betrieb abgeladen, um in den entsprechenden Kühllagern untergebracht zu werden. |
Hierbei unterscheidet man in normale Kühllager, wo ausschließlich gekühlt wird und so nur eine Lagerfähigkeit von bis zu zwei Monaten gegeben ist, d. h. eine kurzfristige Vermarktung angestrebt wird. In den ULO(Ultra Low Oxygen)-Lägern wird nicht nur gekühlt, sondern auch die Luftzusammensetzung geregelt. Durch einen sehr niedrigen Sauerstoffgehalt von ca. 1,5 % und einem etwas erhöhten Kohlendioxidgehalt zwischen 1 und 3 % fällt der Apfel in eine Art Winterschlaf, so dass eine Lagerung sortenabhängig bis zur folgenden Ernte möglich ist.
![]() |
![]() |
![]() |
![]() |
![]() |